Dienstag, 27. August 2019
Marga
Rezension zum Romandebut von Roger Hunter

*Grundlegendes*
Genre: Krimi
Seitenzahl: 122
Kapitellänge: Kurz
Band/Reihe: Einzelband

*Zum Autor*
Roger Hunter ist gebürtiger Berliner und hat nun mit seinen 63 Jahren endlich seinen Traum vom eigenen Buch verwirklicht. Mit „Marga“ startet er seine Karriere als Autor.

*Zum Inhalt*
In einem Nobelviertel Kölns wird die ältere Dame Marga eines Morgens erdrosselt. Sie lebte allein in ihrer Villa, nur einige Angestellte und die Nachbarn hatten hin und wieder Kontakt zu ihr. Die beiden Polizeibeamten x und x beginnen ihre Ermittlungen. Es gibt drei Verdächtige: Den Hausmeister des Opfers, den Gärtner der Nachbarn Wendt und die Nachbarn selbst. Zunehmend versteifen sich die Ermittler auf einen der drei Verdächtigenkreise und folgen kleinsten Indizien, um ihren Verdacht zu belegen. Doch liegen sie wirklich richtig?

*Meine Meinung*
Das Cover ist in Ordnung, zieht mich aber nicht unbedingt in seinen Bann. Der Klappentext liest sich soweit gut und weckt etwas Interesse für die Handlung. Der Schreibstil ist manchmal holprig, Hunter verläuft sich in zu langen Sätzen und das ganze Werk ist gespickt mit Grammatik-, Rechtschreib-, Zeichensetzungs- und Tippfehlern aller Arten, die manche Abschnitte sehr schwer lesbar machen und den Lesefluss jäh unterbrechen. Mir ist klar, dass es das erste Buch des Autors ist, doch solche Fehler sind definitiv vermeidbar durch ein gutes Lektorat und daher besonders ärgerlich.
Allerdings ist das leider nicht der einzige Kritikpunkt an ‘Marga’. Die Idee ist nicht wirklich etwas unfassbar Neues, was bei Krimis natürlich schwer ist. Dennoch ist der Mord eher langweilig und sticht nicht wirklich hervor, ebenso wie die Ermittlungsarbeit. Die Umsetzung der sehr einfachen Idee ist ebenfalls eher schlecht als recht gelungen, abgesehen von den Fehlern im Text gibt es etliche weitere Unstimmigkeiten bei Charakteren, Handlung, Geschichte, etc. – also allem, was ein Buch eigentlich ausmacht.
Dementsprechend hat auch die Story an sich viele Schwachstellen. Es klingt häufig im Buch nicht gerade nach guter Polizeiarbeit, was die beiden Protagonisten so leisten, und das Vorgehen der zwei Polizisten wäre rechtlich gesehen definitiv nicht vertretbar. Das Buch weist mehrere Logikfehler auf und auch die Handlungen der Figuren sind stellenweise nicht wirklich nachvollziehbar und authentisch. Zu viele Dinge scheinen einfach nur da zu sein, um die Story in die vom Autor gewünschte Richtung zu treiben oder die Handlung hinaus zu zögern, klingen aber nicht wirklich realistisch. Ich persönlich konnte mich jedenfalls trotz vieler Beschreibungen, die leider immer sehr diffus und langatmig waren, nicht auf diese Reise einlassen.
Die Figuren an sich sind sehr flach, besitzen fast alle keine Geschichte oder Charaktertiefe und sind teils sehr klischeehaft, so etwa die verbissenen Polizisten ohne wirklichen Grund für ihre Annahmen und ohne Weitsicht, die genervte Staatsanwältin, die einfach nur einen Mörder anklagen will oder die reichen Schnösel, die alles als persönlichen Angriff werten und jeden Cent dreimal umdrehen. Weiterhin gibt es manche Aspekte, die zwar angesprochen aber dann nicht weiterverfolgt werden. So berichtet das Hausmädchen der toten vom ausländerfeindlichen Hausmeister, dessen Charakter am Ende plötzlich jedoch völlig anders beschrieben wurde, ohne ihre Beschreibungen nach vielen Jahren der Zusammenarbeit auch nur im Geringsten mit einzubeziehen.
Gegen Ende des Buches gibt es auch eine Andeutung, die nie aufgeklärt oder weiter erwähnt wird, sowie unpassende vulgär geschriebene Szenen, die mit dem Stil des Buches und den Charakteren brechen. Das Ende an sich geht sehr schnell von statten und lässt einige Fragen offen, der Mord scheint eher schlecht durchdacht und die Ermittler einfach nur unfassbar schlecht in ihrem Job, ohne dabei jetzt näher auf das Ende und die eventuelle Aufklärung oder Nicht-Aufklärung durch die Polizei einzugehen.
Natürlich gibt es auch ein paar, wenn auch leider sehr wenige, positive Dinge, die für das Buch sprechen. Trotz aller Negativpunkte hat Hunter ein einfaches aber interessantes Verbrechen konstruiert, dessen Aufklärung man aus mehreren Perspektiven beobachtet. So gibt es Kapitel aus der Sicht des Gärtners, Rückblenden zum Leben der Verstorbenen oder Passagen, bei denen man die beiden Polizisten begleitet. Auch wenn es nur kurze 122 Seiten sind, wird die Spannung durchgehend aufrechterhalten, da man als Leser selbst nicht weiß, wer der Mörder ist und weshalb. Man fiebert der Aufklärung des Verbrechens sichtlich entgegen, zieht hin und wieder eigene Schlüsse und hat – jedenfalls ging es mir so – einen eigenen Verdacht. Der Schreibstil ist an sich auch gut, lässt man die Fehler und die nur sporadisch auftretenden Schachtelsätze, die für Verwirrung sorgen, weg. Ich denke hier ist definitiv viel Luft nach oben, vor allem da es das erste Werk des Autors war.
Insgesamt gibt es dieses Mal aber leider eine eher schlechte Bewertung, die sich aber hoffentlich bei den kommenden Büchern steil nach oben verbessert:

*Meine Bewertung*
Schreibstil: 4/5
Figuren: 1/5
Story: 2/5
Spannung: 1/5

Gesamt: 2,0/5

... link (0 Kommentare)   ... comment